C - Naemi

Szene C 2

Köchin Margit kommt mit Kartoffeln und Kräutern vom Markt. Elisabeth und Friedrich haben den Vorhang des Museums geschlossen und gehen über [Pos 4] zu [Pos 1] Während Friedrich in der Villa verschwindet, geht Elisabeth mit Margit noch in die Küche.

Elisabeth, Margit (Aileen Vu Duc, Diana Herzog 20030721)

MARGIT: Na, magst du noch eine Tasse Kakao?

ELISABETH: Au ja. Und welche von den guten Plätzchen.

MARGIT: Na, dann setz dich mal hin. Stellt eine Tasse und die Keksbüchse vor Elisabeth, setzt sich dazu. Na, hast du was auf dem Herzen?

ELISABETH: Margit, ich würde ganz gern wissen, wie das mit Tante Naemi war. Ich glaube, Großvater spricht nicht so gern darüber.

MARGIT: Das will ich glauben. Es mag ja auch eine harte Zeit gewesen sein. Meine Mutter hat zu dieser Zeit in der Küche geschafft. Sie hat mir wieder und wieder davon erzählt. Bis zu ihrem Ende hat sie nicht verwunden, dass sie Naemis Krankheit nicht so recht ernst genommen hat. Aber die einfachen Leute konnten sich gar nicht vorstellen, dass den reichen Herrschaften ernstlich was passieren konnte. Komm mit rüber in die Fabrik, ich muss die Kräuter noch wegbringen, dann erzähl ich Dir die Geschichte.

Während die beiden durch [Pos 3] verschwinden, kommt über [Pos 2] die poltrige Köchin Auguste, noch nicht ganz fertig angezogen..

Auguste (Karin Slupecki 20030721)

AUGUSTE: Uaahh...! Ich wünscht, ich wär ein Teppich – dann könnt ich morgens liegen bleiben! Macht verschlafen ordentlich Krach (Töpfe klappern, Geschirr runterschmeißen...) Ich hab so ein Reißen im Kreuz. Warum muss ich immer den Herd anfeuern? Setzt sich an den Tisch und wickelt sich ihre Beine Ich glaube, ich muss mir mal frisches Gänsefett machen, die Haut trocknet immer so aus. Steht auf und poltert über den Abfalleimer. Zimmermädchen kommt von [Pos 1] die Treppe herab

FRIEDA: Psst...! Nicht so laut! Man hört dich bis ins Kinderzimmer.

AUGUSTE: Nervensäge! Immer musst du an mir rummäkeln. Aber pünktlich zu Essen darf es schon sein?

FRIEDA: Nein. Hör doch, das Kind ist krank!

AUGUSTE: (äfft) Das Kind ist krank – Pimpelheinrich. Ist er wieder vom Baum gefallen, als er mit dem Katapult auf den Gerber schießen wollte.

Frieda, Auguste (Doreen Miersch, Karin Slupecki 20030721)

FRIEDA: Nein. Hör doch, Naemi ist krank, nicht Max! Sie hat seit gestern abend hohes Fieber und redet wirres Zeug.

AUGUSTE: Du etwa nicht?

FRIEDA: Zeitweise scheint sie bewusstlos.

AUGUSTE: Ja, ja. Das kenne ich von meinem Mann auch.

FRIEDA: Und der Arzt war auch schon da; selbst in der Nacht hat der Herr den Kutscher nach dem Arzt geschickt, weil's immer schlimmer wurde.

AUGUSTE: Ach, da gehen wieder die Vatergefühle mit dem Geheimrat durch. Andere Kinder werden auch krank. Da macht keiner so ein Gewese.

FRIEDA: Rede doch nicht so respektlos vom hohen Herrn.

Auguste (Karin Slupecki 20030728)

AUGUSTE: Papperlapapp. Ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Und außerdem: Der “hohe Herr” hat schon aus meinen Töpfen gespeist, da hieß er für mich noch Friedrich...

FRIEDA: Ich hörte, wie der Arzt den Eltern empfahl, jemand anzustellen, der sich auf die Pflege von Kranken versteht. So könnte das Mädchen besser isoliert gehalten werden.

AUGUSTE: Isoliert? So hässlich wird sie ja über Nacht nicht geworden sein.

FRIEDA: Nein, die Krankheit ist wohl ansteckend und ziemlich gefährlich.

AUGUSTE: Ist die Liebe auch. Erst dreht der Kopf, dann hast du Durchfall und eh du dich es versiehst, bist du blind. Der Verstand ist im Gesäß und auch sonst kann dir der Arzt nicht helfen.

FRIEDA: Nein, es sollte schon eine geübte Pflegekraft damit umgehen.

AUGUSTE: (Schüttelt den Kopf) Auf Sachen kommen die Herrschaften... Wadenwickel und Wärmflasche haben mir noch immer geholfen. Dazu Haferschleim und ein Wacholdertee – sollst mal sehen, wie die Kleine wieder auf die Beine kommt.

Polternd kommt der Kutscher MARTIN von [Pos 4] in die Küche

Kutscher Martin (Frank Möhring 20030721)

MARTIN: Auguste, koch doch schnell einen Kaffee.

AUGUSTE: Sonst noch was?

MARTIN: (ahnt die Ironie und repliziert) Einen ordentlichen Kanten Brot – das wäre aber nett!

AUGUSTE: Sag mal, hat jemand die Klammern geklaut, dass ihr jetzt alle von der Leine seid?

MARTIN: Red' nicht, beeil dich lieber. Der Geheimrat will nach Neuzelle.

AUGUSTE: Ist das Bier schon wieder alle?

MARTIN: Das müsstest du wohl besser wissen als ich. Er will wohl ins Kloster.

AUGUSTE: Ins Kloster? (Lacht) Jetzt hat's den aber auch erwischt. Da nehmen die doch bloß Frauen.

Kutscher Martin (Frank Möhring 20030707)

MARTIN: (murmelt vor sich hin) Wenn der einer mal das Maul zunäht, soll sie sich nicht wundern. (wieder laut) Er will mit den Nonnen verhandeln, dass die ihm eine geschulte Pflegerin überlassen.

AUGUSTE: (noch immer schnippisch) Was muss das für eine schreckliche Krankheit sein.

MARTIN: Ich hörte, dass es im Ort Fleckfieberfälle gibt. Vielleicht hat sich Naemi angesteckt.

AUGUSTE+FRIEDA: Angesteckt? Wo denn? Wie denn?

FRIEDA: Hier im Werk?

AUGUSTE: Dann müsste das schon einer eingeschleppt haben. Vielleicht einer von den Lieferanten?

FRIEDA: Nun verstehst du, warum das Kind abgesondert werden soll. Damit sich die Krankheit nicht noch mehr ausbreitet.

AUGUSTE: Stimmt. Er will die Gesunden schützen.

FRIEDA:

N° 12 Dunkle Wolken (0.5MB) Text: Christa Eckert

Frieda, Auguste (Doreen Miersch, Karin Slupecki 20030707)

Dunkle Wolken ziehen auf
      über unserm Haus.
Nimmt das Unglück seinen Lauf,
      hält das junges Leben aus?
Großer Gott, wir bitten laut
      lass an uns vorübergehn
Was sich da zusammenbraut.
      Lass es nicht geschehen!

Martin ab nach [Pos 4]; Auguste ab über [Pos 2]; Frieda ab über [Pos 1]; Margit und Elisabeth kommen von [Pos 3] zurück in die Küche.

MARGIT: Kaum ist man einen Moment aus der Küche, schon ist alles verwüstet. Das erinnert mich so an meine Mutter...! Übrigens, auch in der Fabrik war von da an Naemis Zustand Tagesgespräch. Gerüchte erzählten, dass es in der Stadt zwei Typhus-Tote gegeben hat.

ELISABETH: Erzähl bitte weiter!

Ende Szene C 2

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