Chronik

“Premiere” 7. Juni 2003

Auf dem Markt, Die Bäckerin

Guben. Von Nervosität ist bei Andreas Eckert am vergangenen Samstag (07. Juni 2003) trotz bevorstehender Welturaufführung des Musicals “Friedrich” nichts zu spüren. Nach außen wirkt er ganz ruhig. Konzentriert geht er in Gedanken jede Szene nochmals durch, um zu prüfen, ob nichts vergessen wurde. Die Generalprobe lief super, war von allen Beteiligten zu hören.

Caroline und Carl Gottlob Wilke nebst Kindern

Die Darsteller werden vor der Premiere irgendwann alle nervös. Doreen Miersch ist sich ihrer Sache zwar sehr sicher, kann ihre Texte, doch bei dem Gedanken an die vielen Leute im Publikum wird ihr schon Bange. Karin Slupecki, die Köchin Auguste, überspielt ihre Angst mit Lachen und Lockerheit. “Aber eigentlich ist mir nur noch schlecht”, sagte sie. In der “Maske” im Meyerhaus wird es stressig. Friedrich Martin Schneider, der Carl Gottlob Wilke darstellt, und “Friedrich” Max Noack werden von Marleen Burisch um einige Jahrzehnte älter gemacht. Wimpern, Augenbrauen, Haare werden grau, viele Falten zieren das Gesicht. Friedrich Martin ist noch ganz gelassen. Er meint, dass nichts passieren könne, schließlich gäbe es Souffleuse Sigrun Morgenthal und Andreas Eckert sei auch noch da. Doch dann platzt es aus ihm heraus: “Das wird doch alles klappen?” fragte er nervös. Karin Slupeckis Gedanken gehen in eine andere Richtung: “Meine Kinder kommen her. Vielleicht kennen die mich hinterher gar nicht mehr.”

Hutarbeiter bei der Pause

Schon eine halbe Stunde vor Musical-Beginn kommen viele Gäste in den Meyerpark. Rosi Budnowski wurde durch eine Bekannte auf das Musical aufmerksam gemacht. “Ich bin gespannt, was Andreas Eckert dieses Mal auf die Beine gestellt hat”, sagt sie.

Mit zwei Ex-Gubenern – Detlef und Rosi Schlegel (die jetzt in der Nähe von Hamburg wohnen) – sind Gerd Richter und seine Frau zur Premiere gekommen. Sie interessieren sich für die Geschichte ihrer Heimatstadt. Detlef Schlegel fügt schmunzelnd an, “dass es eh nichts im Fernsehen gab, da bot sich der Besuch hier einfach an”.

Hutarbeiter und Garniererinnen umtanzen den Lehrling

Die Zeitreise ins Jahr 1822 beginnt. Und mit ihr die Geschichte der Gubener Hutindustrie. Superstimmen und fantastische Laienschauspieler begeistern von Anfang an. Plötzlich sitzen die Zuschauer auf dem Gubener Marktplatz. Emsiges Treiben allenthalben. Klar, dass das “Gubener Deutsch” nicht zu kurz kommt. Und so “erwischt” es auch aktuelle Prominenz. Carl Gottlob mokiert sich über die absurden Wünsche seines Kunden. Als dieser ihm für einen Hut zwei Euro geben will, grollt er “Sie haben wohl eine eigene Münzherstellung. Kommen Sie wieder, wenn Sie richtiges Geld haben!” (Der Anranzer gilt dem Chef der Gubener Sparkasse)

Konstantin Eckert glänzt in der Rolle des Chorleiters. Nicht von ungefähr sind die beabsichtigten Vergleiche zur Gegenwart. Da ist von Servicecentern die Rede oder von der Bildung eines Projektteams...

Der Chor 'Deutsche Eiche'

Große Pause. Regisseurin Sylvia Lorenz ist froh, denn alles läuft. Noch ist die Vorstellung nicht zu Ende. Stück für Stück wird es bedrohlicher, ahnt man Unheil. Zunächst entpuppt sich Köchin Auguste mit ihrer Schnoddrigkeit als Original, das auch vor dem hochherrschaftlichen Kutscher nicht allzu viel Respekt hat. Gänsehautfeeling während der Sterbeszene. Naemis Herzschläge werden immer schwächer, bis der herbeigerufene Arzt nur noch den Tod feststellen kann. Stille auf der Bühne. Stille im Publikum. Explosionsartig entlädt sich die Trauer, die Verzweiflung der Mutter Sophie (Gabriele Hempel). Für den 14-jährigen Max Noack die Herausforderung des Abends, trotz seiner Jugend einen gebrochenen Mann zu spielen. Und er kann diese Spannung bis zum Schluß halten, als er am Morgen seines letzten Lebenstages nochmals auf sein erfülltes Leben zurückblickt und feststellt “Ich habe es längst dafür gehalten und bin durch den Lauf der Welt des immer gewisser geworden, dass es kein wirkliches Unglück gibt außer dem einen, Gott nicht zum Freunde zu haben”.

Ein Blick ins Publikum

Die Musical-Texte von Christa Eckert sind geschichtlich so schlüssig aufgearbeitet, daß keine Fragen offen bleibe.

Die Akteure fallen sich nach der Premiere hinter der Bühne in die Arme. Erleichterung ist allen anzusehen: “Wir haben es geschafft!” Der nicht enden wollende Applaus ist höchstes Lob für alle Beteiligten. Unter den Gästen sind ausschließlich lobende Worte zu hören.

Jana Pozar (ja) 2003-06-07

Für das Internet redigiert von Andreas Eckert

Die Fotos wurden von
Jürgen Henning
zur Verfügung gestellt.

Webmaster - 2003-06-14